Ballack - Peinliches Ping-Pong im Fall Ballack und Löw

    • Offizieller Beitrag

    Von Dirk Graalmann

    Leverkusen. Am Sonntagnachmittag fand auf dem Platz des Ulrich-Haberland-Stadions in Leverkusen die Trainingseinheit mit Michael Ballack statt. Im Fall Löw meldete er sich auch nochmal zu Wort: Dabei gibt es zwei Wahrheiten – und keine Gewinner.

    Es war ein leicht schizophrener Moment. Während unten, auf dem zugigen Platz des Ulrich-Haberland-Stadions in Leverkusen, der Bayer-Angestellte Michael Ballack am Sonntagnachmittag weitgehend schweigend die erste Übungseinheit der neuen Saison vollzog, meldete sich der andere Michael Ballack, der abkommandierte Kapitän der Fußball-Nationalelf, wieder zu Wort. Natürlich nicht leibhaftig, denn Ballack schwieg auch am Sonntag, verließ den Platz unter dem freundlichen Applaus der gut 500 Besucher ohne ein weiteres Wort.

    Doch sein Alter Ego, der geschasste Nationalelf-Ballack, hatte erneut eine Presseerklärung veröffentlicht – und bezichtigte den DFB der Lüge. „Ich finde es schade, jetzt erneut Aussagen lesen zu müssen, die nicht der Wahrheit entsprechen“, heißt es in der Erklärung, die eine Replik war auf DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der sich zuvor auf der Internetseite des Verbandes zu Wort gemeldet hatte. Demnach habe der Bundestrainer seinem langjährigen Kapitän „bei einem Treffen am 30. März klar gesagt, dass er nicht mehr mit ihm plant“. Anschließend sei „gemeinsam vereinbart“ worden, „zunächst Stillschweigen zu bewahren“.

    Ballack mit einer anderen Interpretation

    Ballack dagegen interpretiert das ominöse Vier-Augen-Gespräch zwischen Löw und ihm am 30. März in einem Düsseldorfer Restaurant völlig anders: Der Bundestrainer habe ihm dabei „vermittelt, dass er mich nach meinen Verletzungen wieder auf einem guten Weg sieht“ und hat „mich motiviert und aufgefordert, nicht hinzuschmeißen“.

    Und sollte, so heißt es in Ballacks Erklärung, der Bundestrainer seinem Generalsekretär Niersbach erzählt haben, er, also Löw, „habe bei unserem Gespräch am 30. März zu mir gesagt: ,Micha, das war’s für dich und lass das jetzt mal sacken’, oder ,Ich plane nicht mehr mit dir’, dann ist das schlichtweg nicht wahr. Das genaue Gegenteil war der Fall.“ Erst im Mai, so der 34-Jährige, sei bei ihm selbst der Entschluss gereift, zurückzutreten. Und diese Entscheidung, so sei es vereinbart gewesen, dürfe er in der Sommerpause selbst verkünden. Von einer Frist sei nie die Rede gewesen. Stattdessen habe der DFB mit seiner Erklärung vom Donnerstag vollendete Tatsachen geschaffen.

    Tja, wer lügt? Wer sagt die Wahrheit? Aber vor allem: Ist das jetzt noch entscheidend? Es ist ein kommunikativer Totalschaden, bei dem zwei Menschen, die im nationalen Fußball-Business die gewichtigsten Rollen spielen, nicht in der Lage sind, sich auf einen gesichtswahrenden Umgang zu verständigen. Es geht um unbeantwortete SMS, ausgeschaltete Anrufbeantworter und falsche Gesprächswiedergaben nach dem Stille-Post-Prinzip – und heraus kommt eine fatale Ping-Pong-Strategie mit schriftlichen Erklärungen in Juristenmanier. Es sind Kindereien, ein Trauerspiel.

    Völler: "Das hätte man anders lösen können"

    Einer der ersten, der das Niveau der Laienspielschar auf den Punkt brachte, war Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler: „Keiner der Beteiligten hat sich mit Ruhm bekleckert“, sagte Völler am Sonntag – und verteilte die Mitschuld paritätisch, indem er alle Betroffenen in den Senkel stellte. Die Entscheidung von Joachim Löw sei sehr wohl „legitim“, befand Völler. „Aber ich war früher auch einmal Bundestrainer. Das hätte man anders lösen können.“ Ebenso unerfreulich aber sei die Reaktion seines Angestellten Michael Ballack: „Das war nicht das Vorgehen, wie wir es uns bei Bayer Leverkusen vorstellen“, stutzte Völler den Spieler zurecht: „Aber Michael kann sehr stur sein.“ Und für das Interview von DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach auf der eigenen Internetseite hatte Völler nur eine süffisante Spitze parat: „Wahrscheinlich hat er das Interview mit sich selbst geführt.“

    Völlers Fazit: „Die letzten zwei, drei Tage hätte man sich ersparen können.“ Doch seine Hoffnung, dass „nach ein paar Tagen der Besinnung“ womöglich „eine versöhnliche Variante in die Geschichte kommt“, wird sich nicht erfüllen. Joachim Löw zumindest stellte noch am Sonntagabend klar: „Ich kann nur wiederholen: Ich stehe zu meinen Aussagen.“ So steht weiter Aussage gegen Aussage. Keine Bewegung. Nur der Schaden wird immer größer. Denn die Unschuldsvermutung gilt nur vor Gericht.

    [Quelle: DerWesten]


    Öhmmm...wer war denn gleich noch Ballack...? ;(

    Gruß
    data :97: