Test: Grafikkarte ATI Radeon HD 2900 XT

    • Offizieller Beitrag

    Von Andy Ilmberger

    Besser spät als nie: AMD präsentiert mit der ATI Radeon HD 2900 XT die erste 3D-Karte mit dem DirectX-10-Grafikprozessor R600. Eigentlich sollte der Nachzügler Nvidia das Fürchten lehren – das klappt aber nur teilweise.

    Mehr als ein halbes Jahr ließ sich AMD Zeit, um nach Nvidia den DirectX-10-Markt zu betreten – reine Höflichkeit wird’s kaum gewesen sein. Zum Glück für AMD etabliert sich Windows Vista aber nur sehr träge. DirectX-10-Spiele drängeln sich ebenfalls nicht in den Regalen. Die ATi Radeon HD 2900 XT kommt also noch rechtzeitig.


    HDMI und Directx-10 für jeden Geldbeutel

    Ab heute (14. Mai) ist die HD 2900 XT als Flaggschiff der 2000er Serie verfügbar, sie soll Nvidias Geforce 8800 GTS angreifen. Kostenpunkt: Rund 400 Euro inklusive Spiele-Paket. Ende Juni folgen HD 2600 Pro bzw. HD 2600 XT (Mittelklasse, um 200 Euro) sowie HD 2400 Pro und XT (Einsteigerklasse, ab 100 Euro). Zum allseits erwarteten Top-Modell HD 2900 XTX schweigt AMD, es gibt vorerst also keine ATi-Karte, die ein Prestige-Duell gegen Nvidias 8800 GTX oder gegen die neue 8800 Ultra antreten könnte.


    Ausstattung

    Wie alle Karten der 2000er-Reihe bietet die HD 2900 XT neben DirectX-10 einen HDMI-Port (mit beigelegtem Adapter) und einen eigenen 5.1-Soundchip. Damit werden Bild und Ton garantiert synchron abgespielt. Bislang wurden HDMI-Grafikkarten extern vom Soundchip des Mainboards oder der Soundkarte gespeist. Außerdem verfügen alle 2000er Karten über einen Universal Video Decoder (UVD). Der soll hochauflösende Videos (HD-DVD, BluRay) verarbeiten und damit die CPU entlasten. AMD spricht bei Mainstream-PCs (um 2.000 MHz) von 10% CPU-Last, statt der bislang üblichen 80%.


    Technische Daten

    Die 2900 XT bietet einige Superlative: Sie beherrscht 24-fach Anti-Aliasing, die 512 MByte DDR3-Grafikspeicher kommunizieren über eine 512 Bit breite Anbindung mit dem Grafikchip. Der Grafikprozessor taktet mit flotten 740 MHz und beherbergt beachtliche 320 Streaming-Prozessoren, die flexibel Pixel-, Vertex- und Geometrie-Shader-Aufgaben erledigen. Nvidia setzt bei seinen Karten auf nur 128 Shader-Einheiten, die dafür entkoppelt von der GPU-Frequenz mehr als doppelt so hoch getaktet werden. Die Benchmarks zeigen, dass dieser Ansatz auch nicht schlechter ist.

    Für unsere Tests warten wir händeringend auf erste DirectX-10-Spiele. Unserem 2900er-Testexemplar lag eine benchbare Demo des Western-Shooters „Call of Juarez“ bei. Allerdings hat AMD vermutlich dafür gesorgt, dass die Catalyst-Treiber exzellent mit „Call of Juarez“ zusammenarbeiten. Die Radeon HD 2900 XT erreichte nämlich 21,9 fps und kommt so bis auf 0,2 Frames an das Ergebnis der Geforce 8800 Ultra heran. Ein sensationeller Erfolg, der aber wohl nur solange Bestand hat, bis sich Nvidia das Spiel genauer zur Brust nimmt.

    Auch unter DirectX9 erfüllt der Neuling die Erwartungen sehr respektabel. Zwar schwächelt der ATi-Treiber noch bei Half-Life und lässt die 2900 XT mit nur knapp 108 fps deutlich hinter das Vorgänger-Modell X1950 XTX (121,8 fps) zurück fallen. Aber bei den restlichen Benchmarks hat die 2900er XT den Konkurrenten Geforce 8800 GTS recht gut im Griff – und kommt der 8800 GTX oftmals gefährlich nahe. Vor allem bei den Spielen Doom 3, Company of Heroes sowie im 3DMark06 liegt sie nur rund zwei Prozent hinter den knapp 100 Euro teureren 8800-GTX-Karten. In anderen Fällen, etwa unter Oblivion, arbeitet die 2900 XT allerdings locker 40 Prozent langsamer als die 8800 GTX (28,4 zu 40,2 fps). Die Geforce 8800 GTS schlägt die Radeon HD 2900 XT aber auch in der Fantasy-Welt – wenn auch nur mit 1,1 fps Vorsprung.

    Unser Test-PC-System mit HD 2900 XT zieht satte 296 Watt aus der Steckdose. Ein PC mit Geforce 8800 Ultra braucht „nur“ 284 Watt, der direkte Konkurrent 8800 GTS benötigt immerhin 72 Watt weniger. Umweltbewussten ist die 2900 XT also sicher nicht zu empfehlen.


    Fazit

    Notorischen Nörglern und Schwarzmalern, die der Radeon HD 2900 XT lediglich ein Dasein im Schatten der Geforce-8800er-Karten voraus sagten, können wir nicht recht geben. Die HD 2900 XT ist eine Karte der angehenden High-End-Klasse mit einem voraussichtlichen Straßenpreis um die 350 – 400 Euro. Damit tritt sie gegen Nvidias Geforce 8800 GTS mit 640 MByte an – und schlägt diese locker. Wer jetzt also genügend Bares übrig hat, sollte zur ATi-Karte greifen.


    Alternative

    Um garantiert nichts anbrennen zu lassen, veröffentlicht Nvidia heute die Geforce 8800 Ultra. Im Vergleich zur 8800 GTX taktet der Chip mit 612 statt 575 MHz, der Speicher läuft nun unter 1.080 statt 900 MHz. Unterm Strich bringt das rund 5 Prozent Leistungszuwachs – und sichert Leistungskrone fürs Hause Nvidia. Wir warten schon mit Spannung, ob dieser Vorsprung auch fürs Duell mit einer Radeon HD 2900 XTX ausreichen wird – falls AMD sie wirklich noch auf den Markt bringt...

    [Quelle: CHIP Online]


    Gruß
    data :97:

    "Beim Tanken einfach nach dem Benzin vom Vortag fragen
    - klappt ja auch beim Brot"
    (Anonymus)

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