Assauer hat Alzheimer - "Man will es nicht wahr haben"

    • Offizieller Beitrag

    Essen. Der frühere Manager von Schalke 04, Rudi Assauer leidet an Alzheimer. In einer Biografie, die Ende Februar erscheint, macht er seine Erkrankung öffentlich. Das Buch trägt den Titel "Verblassende Erinnerung". In seiner Biografie schreibt er "Man will es nicht wahr haben."

    Rudi Assauer (67) ist an Alzheimer erkrankt. Der frühere Manager des FC Schalke 04 wird seine Krankheit in einer am 27. Februar ­erscheinenden Autobiografie ­öffentlich machen. Sie trägt den ­Titel: „Verblassende Er­innerung“. Die Diagnose wurde bereits vor zwei Jahren gestellt. Assauer war zum Arzt gegangen, weil es Alzheimer-Fälle in der Familie gab. Die Krankheit ist noch im Anfangsstadium, ist allerdings schon so weit fortgeschritten, dass er zum Beispiel sein Auto nicht mehr wiederfindet.

    Im Gespräch vergisst er je nach Tagesform schnell, was wenige Minuten zuvor Thema war. Die Diagnose hatte dem lebensfrohen langjährigen Schalke-Manager zunächst einen Schock versetzt. Inzwischen hat er den Kampf um seine Erinnerung angenommen, Medikamente und andere Therapien sollen dabei helfen. Jetzt geht Assauer mit seiner Biografie an die Öffentlichkeit, um sich in Würde zu verabschieden.

    Assauer schreibt: "Man will es nicht wahrhaben"

    In dem Buch sagt er über den Beginn seiner Krankheit: „Man will es nicht wahr haben, verstecken. Um alles in der Welt versucht man, dem Gegenüber zu zeigen, war alles nur ein Aussetzer.“ In der nächsten Zeit sendet das ZDF in seiner Reihe „37 Grad“ eine Reportage über Rudi Assauer. Das Team begleitete ihn über einen längeren Zeitraum, um das Fortschreiten seiner Krankheit zu dokumentieren.

    Schon seit einigen Monaten hielten sich die Gerüchte, dass es Rudi Assauer nicht gut gehe. Kenner der Schalker Szene beobachteten mit Sorge, dass der 67-jährige frühere Manager des Revierklubs mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Jetzt haben sich die Befürchtungen bestätigt, dass Assauer an Alzheimer erkrankt ist. Dabei war es das Schlimmste, was Assauer sich vorstellen konnte: "Wenn es eine Sache in der Welt gibt, wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, vor der ich immer Angst hatte, so richtig Schiss auf gut Deutsch, dann Alzheimer", schreibt er in seinem Buch, "Bloß nicht diese Nummer. Bloß nicht dement werden im Alter, das schwirrte mir oft im Kopf herum."

    Assauer weiß schon seit zwei Jahren, dass er Alzheimer hat

    Die Diagnose der tückischen Erkrankung kennt er schon seit zwei Jahren. Er hat sie auch deshalb so schnell erhalten, weil er wegen familiärer Vorerkrankungen häufig zum Arzt gegangen ist, um sich beraten zu lassen. Seinen Gang an die Öffentlichkeit hat er von langer Hand geplant, weil er sich in Würde aus dem Rampenlicht verabschieden will. Assauer hat die typischen Symptome der Krankheit. Er vergisst kurzfristige Dinge. Interviews kann er schon länger nicht mehr alleine geben. Aber er kämpft gemeinsam mit seinen Ärzten gegen die Krankheit. Mit Medikamenten, mit Therapien und mit Gedächtnisspielen.

    Ohne Rudi Assauer würde es den FC Schalke 04 des 21. Jahrhunderts nicht geben. Der in Herten aufgewachsene Assauer hat in seinen zwei Amtszeiten als Manager (1981 bis 1986 und 19 93 bis 2006) wesentlich dazu beigetragen, dass der Verein den Weg zu einem Wirtschaftsunternehmen eingeschlagen hat, ohne dass er seinen Kultstatus bei den Fans verloren hat. Sein größtes Werk ist sicherlich die Arena. Es war seine Idee, mit den Schalkern das Parkstadion zu verlassen und dafür eine Fußballarena, das modernste Stadion Europas, zu bauen. Und fast hätte sich Assauer in der neuen Arena einen Lebenstraum erfüllt. Für vier Minuten fühlten sich Assauer und seine Schalker im Mai 2001 als Deutscher Meister. Aber dann fiel das umstrittene Tor der Bayern und statt Tränen der Freude herrschte bittere Enttäuschung.

    Assauer ist ein Typ, der immer polarisiert hat

    Assauer ist ein Typ, der immer polarisiert hat. Die einen verurteilen ihn wegen seiner manchmal platten Sprüche, die anderen schätzen ihn wegen seiner offenen Art. Assauer fand nicht nur Eingang auf die Sportseiten, sondern war auch Gegenstand der Klatschpresse. Aus erster Ehe hat er Tochter Bettina (46). Schlagzeilen machte seine Beziehung mit der Schauspielerin Simone Thomalla. Im ersten Veltins-Werbespot mit ihr persifliert Assauer das ihm nachgesagte Macho-Image. Im Februar 2006 erhielten er und Thomalla sogar den Fernsehpreis „Goldene Kamera“. Eine weitere Persiflage war der Fernseh-Spot „Nur gucken, nicht anfassen“ mit seiner Lebensgefährtin. Im Januar 2009 trennte sich das Paar.

    Im Sommer 2009 machte Assauer erneut von sich reden, nachdem er auf Sylt bei einem tätlichen Angriff auf Thomalla fotografiert worden war.Im April 2011 heiratete er die 45-jährige Britta Idrizi. Sie soll schon damals von der Erkrankung gewusst haben, lebt aber inzwischen von ihm getrennt. Als Assauer 65 Jahre alt wurde und von der Versicherung den Rentenbescheid erhielt, sagte er: „Die zahlen mir demnächst monatlich Kohle. Unglaub­lich, aber es ist schon so weit.“ Er hatte sich seine Zeit als Rentner anders vorgestellt.

    [Quelle: DerWesten ]


    Traurig...Der Rudi ist schon eine außergewöhnliche Persönlichkeit!! :S


    Gruß
    data :97:

    • Offizieller Beitrag

    Von Björn Bowinkelmann

    Essen. Es war Biographiearbeit vor laufender Kamera - mit und für Alzheimer-Patient Rudi Assauer. Die fortgeschrittene Demenz hat den ehemaligen Schalke Manager bereits seiner Persönlichkeit beraubt. Ein Versuch, Erinnerungen an den Macher und Macho aufleben zu lassen.

    Ob wohl Rudi Assauer am Freitagmorgen mit seiner Tochter vor dem Fernseher saß und sich die am Tage zuvor aufgezeichnete ZDF-Sendung „Volle Kanne“ angesehen hat? Sein Arzt hätte es dem Alzheimerpatienten sicherlich empfohlen, denn es hätte eine weitere Form der Biographiearbeit für Rudi Assauer bedeutet.

    Die Zuschauer konnten am Bildschirm miterleben wie die Biographiearbeit als Therapiemethode bei Demenzpatienten in der Praxis funktioniert. Volle Kanne war ein Demenzcafé im Fernsehen mit Rudi Assauer als Gast. Der Demente saß am Frühstückstisch im Kreise vertrauter Personen, die ihn jahrelang begleitet, mit ihm gemeinsam Schicksalsschläge durchgestanden und die größten Erfolge gefeiert haben. Mit Bildern, Filmen aber vor allem Gesprächen über das gemeinsam Erlebte versuchten Tochter Bettina Michel, Fußballstimme Werner Hansch, Assauers langjährige Sekretärin Sabine Söldner und der spürbar nervöse Moderator Ingo Nommsen, dem Gedächtnis Assauers auf die Sprünge zu helfen.

    Die Demenz hat Rudi Assauer schon vollkommen im Besitz

    Hatten Sie Erfolg? Man weiß es nicht. Zuschauer und Assauers Tischnachbarn im Studio mussten feststellen, wie unmöglich es ist, zu erahnen, was im Kopf eines Demenzkranken vorgeht. Unsicher war vor allem Moderator Nommsen. Wiederholt fragte er Assauer, wie es ihm gehe. „Gut. Einfach nur gut“, antwortete dieser.

    Es fiel schwer, Assauer zu glauben. Die Demenz hat den 67-Jährigen offenbar schon vollkommen im Besitz. Von dem souveränen, lautstarken Macho und Macher ist nur die Sonnenbrille und die Zigarre als äußere Hülle geblieben. Abwesend und verhalten spricht der ehemalige Schalke-Manager seine wortkargen Sätze. Seine direkte Art, frei nach Schnauze zu poltern, flammt nur gelegentlich und schwach auf. Dann, wenn Assauer sich und seiner Tochter Betty die Spitznamen "Herr und Frau Schnittenfittich" gibt. Oder als der Vater dem Kamerateam sein neues Schlafzimmer im Hause der Tochter mit „So, hier penn’ ich!“ präsentiert. "Er ist jetzt viel sensibler", sagt Tocher Bettina Michel.

    Rudi Assauers Outing zur Alzheimer-Erkrankung war über ein Jahr vorbereitet

    Das öffentliche Demenzcafé sowie Assauers Alzheimer-Outing waren mehr als ein Jahr vorbereitet. Werner Hansch spricht von einem "Projekt". Assauers Krankheit solle seriös dokumentiert werden. "Rudi", so Hansch, "wollte bei allem Vorreiter sein und nun will er auch Vorreiter bei der Aufklärung der Krankheit sein“, sagte der Sportmoderator - Vorreiter für rund 1,2 Millionen Demenzkranke in Deutschland; Vorreiter beim Umgang mit einer Volkskrankheit, für die noch immer kein Heilmittel gefunden ist.

    Bewusst seien Assauer und sein Umfeld mit einer Medienkampagne an die Öffentlichkeit gegangen, damit das öffentliche Bewusstsein für die Krankheit Demenz einen "neuen Schub bekommt", so Hansch.

    Therapiesitzung mit Jens Lehmann

    Ein Jahr lang hat die Kamera Assauer mit seiner Krankheit begleitet, ihn bei einer Therapiesitzung mit Jens Lehmann gefilmt, bei Spaziergängen mit Werner Hansch in Herten, zu seinem Elternhaus und in die Arena auf Schalke. Die Arena ist Assauers Lebenswerk. Ein Lebenswerk, für dessen Eintritt er bei Schalke-Spielen zahlen muss. Seine Dauerkarte bekommt er von seinem ehemaligen Verein nicht kostenlos.

    Rudi Assauer - der Macher und Macho

    Assauers Blick ist ausdruckslos, als er im Studio sitzend die Filmbeiträge über sich, seine Karriere, seine Frauen und seine Pokale sieht. Ob er sich selbst noch an den Macher und Macho Assauer erinnern kann, der ihm und den Zuschauern da gezeigt wird? Man weiß es nicht.


    [Quelle: DerWesten ]


    Ich habe die Sendung gesehen...Für mich war es sehr beklemmend zu sehen, was aus Rudi Assauer geworden ist!
    :huh:


    Gruß
    data :97:

    • Offizieller Beitrag

    hoffentlich kann man in Zukunft Menschen davor bewaren


    Ich habe am 02.02.2012 "Beckmann " gesehen. Zu Gast war u. a. Prof. Dr. Günther Deuschl (Neurologe und Alzheimer-Experte).
    Demnach steckt die "Demenz-Forschung" noch in den Anfängen... :( d. h. heilende Medikamente werden wohl noch ein Weilchen auf sich warten lassen... :huh:

    Gruß
    data :97:

  • Direkt heilen wird man es wohl nicht mehr können, aber verlangsamen und die Folgen Umgehen (einfach durch Hirntraining - kommt jetzt nicht mit Hirnjogging und ähnlichem Blödsinn) - da kann man Kaputte Verbindungen durch Umleitungen ersetzen, leider geht das mit zunehmendem Alter immer langsamer (ist aber auch gut so, sonst würde man z.b. recht schnell das Fahradfahren wieder verlernen - wenn man nicht mehr Radfährt).

    Wichtig ist bei Alzheimer vor allem eine möglichst frühe Diagnose z.b. über Bluttests, denn wenn man über die üblichen Gedächtnistests und Co. Ausfälle bemerkt ist bereits recht viel Kaputt. (so ein neuronales Netzwerk verkraftet bis zu 70% Ausfall BEVOR die Funktion beeinträchtigt wird (natürlich gleichmäßig verteilt))

    siehe Auch Manfred Spitzer bei den Lindauer Psychtherapiewochen (Finde ich gerade nicht auf deine Röhre und als Dateianhang ists etwas zu groß)

    Immernoch da.
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    Ein Optimist ist jemand der glaubt in der besten aller Welten zu leben - und ein Pessimist fürchtet das es stimmt.